Ein kurzer Überblick über die Geschichte der Traditionellen Chinesischen Medizin

TCMPRAXIS arbeitet an der niedrigschwelligen Verbreitung des umfangreichen Wissens der TCM , so daß wir alle teilhaben können, an dem großen Schatz, den unsere Vorfahren uns hinterließen.

Die Traditionelle Chinesische Medizin hat sich über viele Generationen von Ärzten nach und nach über einen Zeitraum von mehreren tausend Jahren entwickelt.Die ersten schriftlichen Dokumentationen reichen 5000 Jahre zurück.

 

Jede Ärztegeneration hat Ihre Erfahrungen mit der Behandlung von Erkrankungen aufgeschrieben und an die nächste Generation weitergegeben. So ist im Laufe der Jahrtausende eine starke Medizintradition entstanden.

 

Wesentliche Konzepte, wie z.B. das Wu Wei (das System der fünf Geschmacksrichtungen, 8. Jahrhundert v. Chr) oder das Huang Di Nei Jing („Der gelbe Kaiser“, 3. Jahrhundert v. Chr. / 2. Jahrhundert n. Chr. -> widersprüchliche Angaben in verschiedenen Quellen) wurden bereits vor tausenden von Jahren niedergeschrieben und gehören seitdem zu den Grundlagen der chinesischen Medizin. Das Huang Di Nei Jing befasst sich dabei mit Diagnose, Akupunktur und Arzneimitteltherapie.

 

Zum Vergleich, die westliche „Schulmedizin“ hat sich erst im Rahmen der Aufklärung entwickelt und ist etwa 200 Jahre alt.

 

Ein wichtiger Unterschied zwischen Schulmedizin und chinesischer Medizin ist die Tatsache, daß in der TCM natürliche Stoffe, die in der Umwelt vorkommen verwendet werden, wohingegen die moderne Medizin chemische Verbindungen nutzt, die in der Natur so nicht vorkommen.

 

Das therapeutische Konzept bezüglich der natürlichen Arzneimittel zu dieser Zeit basierte auf dem Geschmack der Arzneien. Im Su Wen steht „Scharf zerstreut, sauer hält zurück, süß mildert, bitter stärkt und salzig macht weich.“ Erste Erkenntnisse über die Beziehungen der Geschmacksrichtungen untereinander und zu den Organen wurden ebenfalls niedergeschrieben.

 

Der „Klassiker der Berge und Flüsse“ eines der ersten Werke im Bereich Arzneimitteltherapie wurde ca. 500 v. Chr. verfasst und beschreibt bereits 120 Arzneien, die in erster Linie nach ihrer Toxizität eingeteilt wurden.

 

Das erste wirkliche Standardwerk zu den Arzneimitteln, das „Shen Nong Ben Cao Jing“ oder „Klassiker der Wurzeln und Heilkräuter des gestaltenden Landmannes“ wurde ca. 200 Jahre v. Chr. verfasst und beschreibt 365 Drogen, die auch bereits in Kategorien eingeteilt wurden. Dieses Konzept von Herrscher, Minister und Gesandter wird bis heute in der chinesischen Medizin verwendet.

 

Das nächste große Werk der chinesischen Medizin entstand um 200 n. Chr. als der berühmte Arzt Zhang Zhong Jing die medizinischen Erkenntnisse dieser Zeit im Werk „Shang Han Za Bing Lun“ oder „Diskussion über durch Kälte verursachte Störungen und sonstige Erkrankungen“ niederschrieb. In dieser Schrift wurden über 300 Rezepte erwähnt, von denen jedes einzelne für eine spezielle klinische Situation entwickelt wurde. Diese Rezepte werden zum großen Teil noch heute unverändert verwendet. Die Dosierungen und die Zubereitungsmethoden werden spezifisch geschildert. Zhang Zhong Jing hat als einer der ersten den genau definierten Zustand des Patienten mit einem dafür entwickelten Rezept behandelt. Er verwendete das „System der 6 Schichten“ welches die Entwicklung von Erkrankungen in verschiedenen Stadien beschreibt. Außerdem entwickelte er die „acht therapeutischen Prinzipien“ oder „Ba Fa“.

 

In der Jin, Sui-, und Tang Dynastie im 3. bis 10. Jahrhundert nach Chr. entstanden mehrere wichtige Bücher, die später zu Klassikern wurden. Das wichtigste Werk der Jin Dynastie heißt „Bei Zhi Zou Hou Fang“ oder „ Notfallrezepte um den Kragen hochzuschlagen“ und wurde von Ge Hong verfasst. Der berühmte Arzt Sun Si Miao schrieb im 7 Jahrhundert n. Chr. „Qian Jin Yoa Fang“ „ Rezepturen, die 1000 Goldstücke wert sind“ mit einer Ergänzung, kurz vor seinem Tode. In diesen Schriften wurden bereits über 800 Arzneien beschrieben. Ein Problem dieser Zeit war, dass diese medizinischen Bücher in erster Linie Sammlungen von Rezepten waren und wenige Informationen über Diagnostik enthielten. So wurde zu dieser Zeit oft symptomatisch behandelt ohne dabei wirklich die tieferliegende Pathologie zu erfassen. Daher begannen ab dem 8 Jahrhundert n. Chr. die ersten Bemühungen, diesen Fehler zu beseitigen.

 

Diese Entwicklung verstärkte sich im 10. – 14. Jahrhundert n. Chr. Es entwickelten sich Schemata, die die Erkrankungen in verschiedene Ebenen und Kategorien einordeten. In der Folge entstanden verschiedene Schulen, die jeweils einen anderen Schwerpunkt von Erkrankungen behandelten. Weiter wurden auch noch neue Aspekte dem bereits bekanntem hinzugefügt, so die Wirktendenzen der Arzneien (steigend, fallend, schwebend und sinkend) oder das Konzept der Meldearzneien, das bedeutet, man ordnete Arzneien einen Bezug zum Leitbahnsystem zu.

 

Dieser Reifungsprozess der Medizin, der durch eine Verfeinerung und Spezialisierung gekennzeichnet ist, zieht sich durch die gesamte Entwicklung der chinesischen Medizin hindurch bis in die Gegenwart.

 

In der Zeit vom 14. – 19. Jahrhundert wurden die Erkenntnisse der Vergangenheit in Bezug auf Diagnostik und Behandlungsstrategie weiter verbessert. Jetzt entwickelten sich Prinzipien, wie etwa dass die Krankheit für eine korrekte Behandlung in ihrem Wesen (Hitze, Kälte, Fülle, Leere) und dem Ort (Organ, Blut oder Qi) genau erkannt werden musste.

 

Berühmte und wichtige Ärzte dieser Zeit waren unter anderem Wang Ken Tang, der  „Standards der Muster und Behandlungen“ schrieb, Zhang Jing-Yue mit seinem Text „Klassifizierte klassische und gesammelte Abhandlungen“ oder Wang Ang mit „Analytische Sammlung medizinischer Rezepte“.

 

Ab dem 18. Jahrhundert wurde China von Epidemien heimgesucht, gegen die die Rezepte der Vergangenheit nicht sehr wirksam waren, dadurch wurden neue Entwicklungen angestoßen. Es entwickelte sich die Schule der Warm-Fiebrigen- Erkrankungen. Bedeutende Ärzte dieser Richtung waren Ye Tian-Shi, der die Systematisierung der Wärme Erkrankungen in vier Stadien beschrieb  und Wu Ju-Tong, der das Diagnosesystem anhand des dreifachen Erwärmers entwickelte.

 

Verfechter der neuen Schule der Wärmeerkrankungen und Anhänger der alten klassischen Schule der Kälteerkrankungen, die auf Zhang Zong Jing zurückging, lieferten sich in der Folgezeit heftige Diskussionen, welche dieser Ansätze besser geeignet sei. Aus heutiger Sicht  sind beide Ansätze sehr nützlich und sollten je nach klinischer Situation verwendet werden.

 

Bemerkenswert ist, wenn man die lange Geschichte der chinesischen Medizin betrachtet, dass viele Konzepte, die vor sehr langer Zeit entwickelt wurden, uneingeschränkt heute noch Gültigkeit besitzen und in der Praxis auch noch so verwendet werden wie vor hunderten von Jahren.

 

Mit der chinesischen Medizin haben wir Zugang zu der Erfahrung aus mehreren tausend Jahren Medizinpraxis durch viele Generationen von Ärzten. In dieser langen Zeit wurden die Erfahrungen von einer Generation an die nächste weitergegeben und so konnten sich wirksame praktische Konzepte entwickeln.