Yin und Yang
Das Konzept von Yin und Yang ist eine der wichtigsten Grundlagen der Traditionellen Chinesischen Medizin. Es stellt ein Modell für einen, in natürlichen Prozessen ablaufenden Rhythmus dar. Innerhalb dieses Rhythmus wandelt sich eine Energie stehts nach einiger Zeit in Ihr Gegenteil um. Die beiden Energieformen ergänzen sich, sind voneinander abhängig und beinhalten in sich am Punkt des Maximums jeweils schon den Anfang des anderen Aspektes.
Die chinesischen Schriftzeichen für Yin und Yang bedeuten die schattige und die sonnige Seite eines Berges. Yin steht für die Schattenseite und Yang für die Sonnenseite. Davon ausgehend kann man leicht weitere Gegensatzpaare wie zum Beispiel Tag und Nacht, Aktvität und Ruhe oder Wachstum und Niedergang finden.
Zyklischer Wechsel zwischen den Phasen
Die Phasen von Yin und Yang wechseln sich in Zyklen ab. Auf den Tag folgt die Nacht, auf die Aktivität die Ruhe und auf das Wachstum der Niedergang.
Auf diese Art wechseln im Universum die Phasen von Yin und Yang beständig hin und her. Dieses Prinzip des ständigen Wechsels zwischen den Phasen zieht sich durch die gesamte Natur. Es kann in vielen verschiedenen Phänomenen beobachtet werden.
Wenn die Aktivität ihren Höhepunkt erreicht hat, beginnt sie wieder abzunehmen, was den Anfang der Ruhe bedeutet. Wenn die Sonne am Mittag am höchsten steht, fängt sie wieder an zu sinken und die Yin Phase beginnt, wenn die Nacht am dunkelsten ist, verändert sich die Energie und der Tag nimmt seinen Anfang. Wenn die Ruhe maximal geworden ist, kommt Unruhe auf und die Yang Phase beginnt. Jedes Wachstum kommt an einen Punkt, an dem es wieder abnimmt und der Niedergang seinen Beginn hat.
Gegenseitige Abhängigkeit
Yin und Yang sind im Wechsel der Phasen voneinander abhängig. Damit Yin zunehmen kann, muß Yang abnehmen. Damit Yang zunehmen kann, muß sich das Yin vermindern.
Gleichzeitig kommt, je stärker eine Phase wird, der Punkt des Wechsels zum Beginn der anderen Phase näher. Der Höhepunkt der einen Phase ist stehts der Beginn der anderen Phase.
Was zum Yin und was zum Yang gehört
Yin und Yang bilden die Welt und das Universum ab. Jedes Ding gehört mehr oder weniger zum Yin und mehr oder weniger zum Yang. Hierbei gehören zum Yang eher die weniger materiellen, energetischen Aspekte, zum Yin gehören eher die materiellen, stofflichen Aspekte.
Die Endpunkte der Skala stellen auf der einen Seite die immaterielle Energie (das reine Yang) und auf der anderen Seite die feste Materie (das reine Yin) dar.
Alle bestehenden Dinge können zwischen diesen beiden Polen eingeordnet werden. Sie haben einen Yang Anteil und einen Yin Anteil. Die Stärke dieser Anteile wird dadurch bestimmt, wo sie sich zwischen den Polen befinden.
Einige Beispiele hierfür:
Tagesverlauf: Mitternacht ist das stärkste Yin, der Morgen ist ein zunehmendes Yang, Mittag ist das stärkste Yang, der Abend ist zunehmendes Yin.
Wasser: Eis ist Yin, Wasser ist Yin und Yang, Dampf ist Yang.
Jahreszeiten: Winter ist Yin, Frühling ist zunehmendes Yang, Sommer ist Yang, Herbst ist zunehmendes Yin.
Der Bezug zu Gesundheit und Krankheit
Auch Gesundheit und Krankheit folgen den Rhythmen von Yin und Yang. Der Mensch ist wie alle anderen Wesen dem Wechsel der Phasen in der Natur ausgesetzt. Yin und Yang bestimmen auch die Natur des Menschen, man kann das an den Rhythmen im menschlichen Leben beobachten. Dem Einatmen folgt das Ausatmen, dem Wachen der Schlaf, der Aufnahme die Ausscheidung und der Bewegung die Ruhe.
Krankheiten können entstehen, wenn diese natürlichen Rhythmen gestört werden. Die Natur der Erkrankung kann dann ebenso mit Yin und Yang in Ihrem Wesen beschrieben werden. Eine Krankheit kann einen Yang Charakter haben wenn das Yin im Menschen geschädigt ist oder einen Yin Charakter, wenn das Yang geschädigt ist.
Das Verständnis von Yin und Yang in der Diagnose von Erkrankungen ist ein wichtiges Hilfsmittel, um die natürliche Harmonie wieder herzustellen.
Arten von Erkrankungen aus Sicht von Yin und Yang
Normalerweise sind Yin und Yang im Organismus ausgeglichen. Eine Erkrankung kann zum Beispiel durch folgende Situationen entstehen: Das Yang ist normal und das Yin ist übermäßig stark. Das Yang ist vermindert und das Yin ist relativ zu stark. Das Yin ist vermindert und das Yang ist damit relativ zu stark. Yin und Yang sind beide zu schwach.
Diese Unterschiede sind sehr wichtig für die richtige Therapie. Wenn zum Beispiel Yang vermindert ist und Yin daher relativ zu stark, wäre die richtige Therapie das Yang zu stärken. Keinesfalls dürfte man das Yin vermindern. In einem anderen Fall mit ähnlichen Zeichen ist das Yin übermäßig stark. Hier wäre richtig, das Yin zu mindern.
Es werden unten graphisch verschiedene Situationen zum besseren Verständnis dargestellt.
Harmonie: Yin und Yang sind ausgeglichen.
Disharmonie: Yang ist normal und Yin ist übermäßig stark.
Disharmonie: Yang ist vermindert und Yin ist normal.
Disharmonie: Yin ist vermindert und Yang ist normal
Disharmonie: Yin und Yang sind vermindert.
Die Natur und auch der menschliche Körper sind komplizierte Systeme. Die verschiedenen Denkmodelle der chinesischen Medizin helfen, diese komplexen Zusammenhänge zu verstehen. Andere wichtige Konzepte der TCM sind die Fünf Elemente, die Körpersubstanzen und die Funktionskreise.
Krankmachende Faktoren, die in den Körper eindringen, können Yin oder Yang Charakter haben. Daher muß man die Natur einer Erkrankung für eine erfolgreiche Therapie in Betracht ziehen. Die Natur der verschiedenen Erkrankungen wird unter Ursachen von Krankheit beschrieben.