Krankheiten, die von außen in den Körper eindringen, entwickeln sich oft innerhalb weniger Stunden oder Tage. Bei äußeren krankmachenden Einflüssen besteht meist eine innere Schwäche, die das Eindringen des äußeren Faktors erleichtert oder der Körper hat eine normale Abwehrkraft, aber der krankmachende Einfluß ist zu stark.
Bei den äußeren Einflüssen handelt es sich um klimatische Faktoren wie Wind, Hitze, Kälte, Nässe, Trockenheit oder um Infektionen mit Mikroorganismen. Diese krankmachenden Faktoren dringen in den Körper ein und lösen Reaktionen aus, so daß Krankheitssymptome auftreten.
Im Folgenden werden die Zusammenhänge ausführlich beschrieben.
In der chinesischen Medizin gibt es den Begriff der „Körperoberfläche“. Die Oberfläche ist das Bollwerk gegen die von außen eindringenden, krankmachenden Einflüsse.
Um sich gegen das Eindringen äußerer krankmachender Einflüsse wirksam zu schützen, sollte man ein gutes Verständnis der Funktion der „Oberfläche“ haben. Diese Funktion kann nach modernen Verständnis mit der Funktion des Immunsystems sowie der Regulation der Poren und der Durchblutung erklärt werden.
Zum Immunsystem zählen die Abwehrzellen und -stoffe auf den Schleimhäuten in den Atemwegen, des Magen Darm Traktes und der Genitalien. Die Regulation der Hautporen und der Durchblutung sind weitere Mechanismen, die die Funktion der „Oberfläche“ verstehen helfen.
Jedes Lebewesen hat ein Immunsystem, das unter anderem aus Abwehrzellen und chemischen Botenstoffen besteht. Das Eindringen äußerer krankmachender Einflüsse hängt von der Stärke des äußeren Einflusses und der Stärke der Abwehrkraft ab. Auch Menschen mit guter Abwehrkraft können krank werden, wenn der krankmachende Einfluß stärker als die Abwehrkraft ist. Andererseits werden schwache Menschen schon bei äußeren Einflüssen normaler Stärke krank, bei denen normal starke Menschen nichts spüren. Die Anfälligkeit gegenüber äußeren Einflüssen ist also immer relativ und von der individuellen Situation abhängig.
Man kann das Immunsystem wie einen Muskel betrachten, da es genau wie dieser durch Training gestärkt werden kann. Wichtig ist hierbei, die Intensität des Trainings der individuellen Abwehrkraft anzupassen. Eine Überforderung des Immunsystems wird eine Infektion auslösen, eine Unterforderung wird das Immunsystem auf Dauer schwächen und damit Infektionen in der Zukunft begünstigen. Man kann das Immunsystem einfach dadurch trainieren, daß man sich krankmachenden Einflüssen in einer Dosis aussetzt, mit der man noch fertig werden kann. Idealerweise passiert dieses schon in der Kindheit. Kinder machen sich keine Sorgen und haben kein Problem damit, im Dreck zu spielen. Dadurch trainieren sie ganz automatisch ihr Immunsystem. Wenn die überbesorgten Eltern jedoch darauf achten, daß das Kind nicht dreckig wird, nehmen Sie dem Kind diese Trainingsmöglichkeit und machen es damit anfälliger gegen Infektionen.
Ein weiterer wichtiger Mechanismus der Oberfläche ist das „Öffnen und Schließen der Oberfläche“. Die Körperoberfläche kann „offen“ oder „geschlossen“ sein. Hiermit ist die Funktion der Hautporen und der kleinen Blutgefäße direkt unter der Haut gemeint. Die Blutgefäße kann man sich als Muskelschläuche vorstellen, die je nach Bedarf mehr oder weniger Blut durchleiten können, in dem sie Ihren Durchmesser verändern. Die Hautporen können sich öffnen, um zum Beispiel Schweiß austreten zu lassen.
In kalter Umgebung wird der Durchmesser der Hautgefäße verringert und die Poren der Haut schließen sich. In der Folge wird weniger warmes Blut zur Körperoberfläche transportiert und es tritt keine Verdunstungskälte auf. Die Haut fühlt sich kalt an. So kann der Körper seine innere Körperwärme schützen und den Wärmeverlust vermindern.
Wenn Wärme von innen oder außen anfällt, werden die Poren und Blutgefäße weiter geöffnet. Somit wird die Hautdurchblutung vermehrt. Außerdem tritt bei hohen Temperaturen Schweiß aus und verdunstet auf der Hautoberfläche. Die Körperoberfläche fühlt sich warm an. Durch die Verdunstungskälte des Schweißes und die vermehrte Durchblutung wird Wärme aus dem Körperinneren an der Körperoberfläche nach außen abgegeben.
Genau wie die Muskeln oder das Immunsystem muß auch die Funktion des „Öffnens und Schließens“ der Oberfläche regelmäßig geübt werden, möchte man sie erhalten. Hier wie da gilt der berühmte Grundsatz „use it or loose it“. Am einfachsten geht das durch regelmäßige Kältereize. Kaltes Wasser bietet sich hier als naheliegende Lösung an.
Kinder haben oft noch ganz natürlich eine gesunde Fähigkeit zur Hautregulation. Sie laufen auch bei kalten Temperaturen noch leicht bekleidet herum, daß es den Erwachsenen die Sorgenfalten auf die Stirn treibt. Häufig greifen besorgte Eltern dann ein und ziehen die Kinder viel zu warm an. Wenn die Kinder ständig nur warm gehalten werden, kann die Funktion des „Öffnen und Schließen“ der Oberfläche nicht trainiert werden und die Kinder werden dann später zu leicht frierenden, infektanfälligen Erwachsenen. Es ist besser, die Kinder schon im Alter vo 3-4 Jahren, sobald sie selbst entscheiden können, auch selbst entscheiden zu lassen, wieviel sie anziehen möchten. Auf diese Weise können die Kinder sich Ihren natürlichen Kälteschutz erhalten und sind dann viel gesünder. Die Eltern sollten allerdings, zum Beispiel bei Ausflügen, ausreichend warme Kleidung mitnehmen, weil Kinder nicht so gut in die Zukunft vorausdenken können. Wenn es Ihnen dann doch zu kalt wird und sie was anziehen möchten, sollten die Eltern vorbereitet sein und wärmere Kleidung dabei haben.
Mit dem Verständnis über die Funktionsweise der Körperoberfläche kann man auch die Krankheitsmechanismen äußerer Erkrankungen verstehen. Hier werden einige Mechanismen beschrieben, durch die äußere Erkrankungen in den Körper eindringen können.
Es werden für jede Situation die wichtigsten akuten TCM Krankheitsmuster genannt.
Die Ursachenbehandlung sollte NICHT in akuten Beschwerdesituationen erfolgen. Erst nach Abklingen der akuten Beschwerden kann man die Ursachen angehen.
Wenn der Körper im Inneren zu warm ist, wird sich die Oberfläche öffnen. Bei kalten Umgebungstemperaturen kann die Kälte dann ungehindert in den Körper eindringen. Die klassische Situation hierfür ist folgende: Man fängt aufgrund zu warmer Kleidung bei körperliche Arbeit in kalter Umgebung an zu schwitzen. Weil es einem zu warm wird, zieht man dann die Jacke aus. Jetzt kann die Kälte, vor allem in Kombination mit Wind, durch die geöffnete Oberfläche in den Körper eindringen. Dieser Mechanismus wirkt auch häufig bei zu warm angezogenen Kindern.
Vorbeugung: Nicht zu warm anziehen, nur mit einer Intensität arbeiten, bei der man nicht schwitzt.
Häufige TCM Syndrome in dieser Situation
Häufige Ursachen
Wenn die Oberfläche geöffnet ist, kann der Körper durch einen erhöhten Wärmeverlust auskühlen. Diese Situation kommt häufig bei älteren Menschen vor, die nur eine geringe Stoffwechselaktivität im Körper haben und nicht genug Wärme und Qi erzeugen können. Die Folge ist dann ein Eindringen der äußeren krankmachenden Einflüsse in den Körper.
ACHTUNG: Diese Situation tritt auch auf, wenn der Körper an einem akuten Energiemangel (Qi Mangel) leidet, zum Beispiel bei einem Schock oder einem Herzinfarkt. Die Oberfläche kann aus Energiemangel dann nicht geschlossen werden. In der Folge tritt Schwitzen auf, aber die Haut fühlt sich kalt an. Es handelt sich dann um sogenannten „kalten Schweiß“. Ein bedrohliches Zeichen und KEINE Situation für die chinesische Medizin. Bitte rufen Sie in solchen Fällen den Rettungsdienst.
Häufige TCM Syndrome in dieser Situation
Häufige Ursachen
Wenn die Immunabwehr zu schwach oder der krankmachende Einfluß zu stark ist, können Mikroorganismen in den Körper eindringen. Der Körper reagiert dann mit Symptomen, um die eingedrungenen Mikroorganismen zu bekämpfen. Auch diese Situation kommt oft bei geschwächten und alten Menschen vor, die dann anfällig gegen Infekte aller Art sind.
Häufige Ursachen
Unter Wind versteht man in der chinesischen Medizin einen plötzlich eindringenden krankmachenden Faktor. Die charakteristischen Merkmale von Wind sind plötzliches Auftreten, schneller Wechsel der Symptome und die Verbindung mit anderen krankmachenden Faktoren wie Kälte, Hitze, Trockenheit oder Nässe. Wind kann als Träger vieler äußerer Faktoren gesehen werden, der das Eindringen in den Körper ermöglicht und erleichtert. So kann Wind Hitze anfachen, Kälte verschlimmern, Trockenheit erzeugen oder die Wirkung von Nässe verstärken. Wind kann auch im Körper selbst durch zum Beispiel durch Feuer, Blut Mangel oder Yin Mangel entstehen. Nach modern-wissenschaftlichem Verständnis fallen unter den TCM Begriff Wind klimatische Einflüsse, Infektionen und neurologische Probleme.
Häufige TCM Syndrome in dieser Situation
Häufige Ursachen
Wenn der Körper über zu lange Zeit hohen Temperaturen und Nässe/Feuchtigkeit ausgesetzt ist, reicht die Regulationsfähigkeit über die beschriebenen Mechanismen der Oberfläche nicht aus, da die Hitze nicht in ausreichendem Maße wieder abgegeben werden kann und die Nässe in den Körper eindringt. In der chinesischen Medizin wird dieser Zustand Sommerhitze genannt.
Häufiges TCM Syndrom in dieser Situation
Wenn der Körper über längere Zeit einer nassen Umgebung ausgesetzt ist, wird die Feuchtigkeit dem Körper Wärme entziehen. Da Wasser ein guter Wärmeleiter ist, geht die Körperwärme durch nasse Kleidung, dem Aufenthalt im Wasser und so weiter schnell verloren. In der Folge wird das Qi und das Yang des Körpers geschädigt und die Entstehung von Krankheiten kann so begünstigt werden. Wenn schon vorher ein Qi Mangel oder Yang Mangel besteht, kann die äußere Nässe leichter eindringen als bei gesunden Menschen.
Häufige TCM Syndrome in dieser Situation
Häufige Ursachen
Bei längerem Aufenthalt in sehr trockener Umgebung, wird der Körper über die Atmung und die Hautverdunstung Feuchtigkeit verlieren. Dadurch kommt es zu Trockenheitssymptomen zunächst der Schleimhäute, später auch der Haut und der inneren Organe. Vor allem Blut und Yin werden durch die äußere Trockenheit akut geschädigt.
Häufiges TCM Syndrom in dieser Situation
Häufige Ursachen