Diagnose durch Fragen

In der traditionellen chinesischen Medizin werden keine modernen technischen Geräte und Methoden genutzt.


Daher ist das Gespräch ein wichtiges Werkzeug, die Situation zu verstehen.


Hier werden die traditionellen Fragen erläutert und mögliche diagnostische Erkenntnisse beschrieben.

Traditionell wurden 10 Fragen gestellt:

  1. Hat der Patient Schmerzen?
  2. Gibt es Beschwerden am Bewegungsapparat?
  3. Gibt es innere Beschwerden am Kopf, im Brustkorb, im Bauch oder im Unterleib?
  4. Gibt es Beschwerden mit den Sinnesorganen oder Veränderungen an diesen?
  5. Wie ist die Temperaturempfindung?
  6. Hat der Patient Durst oder keinen Durst?
  7. Wie ist es mit Appetit, Geschmacksempfinden und Nahrungsgewohnheiten?
  8. Wie ist es mit Stuhlgang und Wasserlassen?
  9. Schwitzt der Patient?
  10. Gibt es Probleme mit dem Schlafen?
  1. Hat der Patient Schmerzen?

Schmerzen weisen in der Traditionellen Chinesischen Medizin immer auf Stagnation hin. Qi und/oder Blut können nicht frei im Körper fließen, wodurch Qi Stagnation oder Blut Stagnation und damit Schmerzen entstehen. Wenn man die Ursache der Schmerzen herausfinden möchte muß man sich mit Art des Schmerzes, der betroffenen Körperregion, dem zeitlichen Auftreten und den Einflußfaktoren auseinandersetzen.

 

Die Art des Schmerzes kann als dumpf, stechend, kommend und gehend oder in der Stärke wechselhaft beschrieben werden. Die Körperregion sollte anhand des Systems der Leitbahnen bestimmt werden, um heraus zu finden, welche Leitbahnen betroffen sind. Das zeitliche Auftreten kann als kontinuierlich, kommend und gehend, Besserung/ Verschlimmerung tagsüber, nachts, in Bewegung oder in Ruhe beschrieben werden. Als wichtigste Einflußfaktoren bieten Druck, Kälte, Wärme, Bewegung und Ruhe Ansatzpunkte für die Diagnose der Schmerzursachen an.

 

Schmerzen können auf das Eindringen eines äußeren krankmachenden Faktors hinweisen oder durch innere Faktoren entstehen. Bei äußern Ursachen finden sich meist Muskel/Gelenkschmerzen mit Begleitsymptomen wie Frösteln/Fieber, Schnupfen, Husten, Kälteempfindlichkeit und/oder Abneigung gegen Wind. Bei inneren Ursachen betreffen die Schmerzen meist den Kopf oder die inneren Organe und zeigen je nach betroffenem Organsystem entsprechende Begleitsymptome. 

 

Akute Schmerzen entstehen häufig durch äußere krankmachende Faktoren, ein Trauma oder eine plötzliche Verschlechterung eines inneren chronischen Krankheitsprozesses. Chronische Schmerzen entstehen meist durch innere krankmachende Faktoren.

 

Bei Nässe sind die Schmerzen oft an einer Stelle und mit Müdigkeit/Abgeschlagenheit verbunden, bei Blut Mangel ist der Schmerzcharakter dumpf. Bei Qi Stase kommt und geht der Schmerz und leichte Bewegung bessert. Bei Blut Stase ist er dauerhaft da, in der Nacht schlimmer und normalerweise scharf/stechend. Wenn die Lokalisation der Schmerzen häufig wechselt, kann das Eindringen von Wind die Ursache sein. Kälte verursacht oft an einer Stelle fixierte Schmerzen (oft Gelenke) die sich bei Wärmeanwendung bessern. Wenn die schmerzenden Stellen gerötet sind, hat sich Hitze gebildet.

2. Gibt es Beschwerden am Bewegungsapparat?

Muskeln, Sehnen, Knochen und Gelenke bilden den Bewegungsapparat des Menschen. Schmerzen an Rücken, Nacken, Armen, Händen, Beinen und Füßen fallen unter diese Kategorie.

 

Beschwerden am Bewegungsapparat werden häufig durch äußere krankmachende Faktoren oder Traumata ausgelöst. Wind, Nässe und Kälte können in den Körper eindringen und ein akutes oder chronisches Bi Syndrom verursachen.

 

Traumata wie Stürze, Stöße oder Schläge verursachen eine akute Qi Stagnation und/oder Blut Stagnation. Auch innere Faktoren, wie innere Nässe, Blut Mangel, Qi Stagnation oder Blut Stagnation können zu Schmerzen am Bewegungsapparat führen.

3. Gibt es innere Beschwerden an Kopf, Brust, Bauch oder Unterleib?

Innere Beschwerden wie Kopfschmerzen, Brustschmerzen, Bauchschmerzen oder Druck und Spannungsgefühle können akut durch äußere Faktoren oder aber (häufiger) chronisch durch innere Faktoren entstehen.

 

Zu dieser Sorte Beschwerden werden auch neurologische Beschwerden wie Mißempfindungen, Schwindel, Anfälle/Epilepsie und Hautprobleme gerechnet, da diese oft mit inneren Prozessen zusammenhängen.

 

Diese Beschwerden können vielfältige innere Ursachen und äußere Ursachen haben und müssen daher sorgfältig abgeklärt werden, um die Ursache zu finden. Bei äußeren Ursachen zeigen sich meist begleitend Oberflächensymptome, bei inneren Ursachen sind die charakteristischen Zeichen der inneren TCM Syndrome zu finden. 

4. Gibt es Veränderungen/Beschwerden an den Sinnesorganen?

Sehen, Hören, Schmecken, Riechen und Fühlen sind in der Traditionellen chinesischen Medizin sehr wichtige Körperfunktionen.

 

Wenn die Funktion der Sinnesorgane gestört ist oder die Organe Veränderungen zeigen, lassen sich daraus vielfältige Schlüsse auf Krankheitsprozesse ziehen.

 

Ohrgeräusche können zum Beispiel auf einen Yin Mangel oder Leber Yang hinweisen, Sehstörungen auf Störungen der Leber, Geschmacksstörungen auf Probleme im Magen Darm System und so weiter. Die genauen Zusammenhänge sind unter Funktionskreise der TCM beschrieben.

5. Wie ist die Temperaturempfindung?

Die Temperaturempfindung läßt Rückschlüsse auf die Stoffwechselsituation im Körper zu. Auch nach modernen wissenschaftlichen Maßstäben deutet eine starke Wärmeproduktion auf eine hohe Stoffwechselleistung, eine geringe Wärmeproduktion auf eine schwache Stoffwechselleistung hin.

 

In der Traditionellen Chinesischen Medizin sind Vorliebe für kühle Temperaturen, Abneigung gegen Wärme und/oder Hitzewallungen Zeichen, die auf Hitze oder Leere Hitze im Körper hindeuten.

 

Bei häufigem Frieren, kalten Händen und Füßen und Abneigung gegen kalte Temperaturen und Getränke denkt man in der TCM an Muster wie Yang Mangel oder Kälte Syndrome.

 

Wenn die Kälte nur Hände und Füße betrifft können auch Syndrome wie Qi Stagnation und/oder Blut Mangel die Ursachen sein.

6. Hat der Patient Durst oder keinen Durst?

Durst ist in der TCM ein wichtiges Zeichen für die diagnostische Beurteilung von Krankheiten.

 

Wenn häufig ein starkes Durstgefühl mit Trinken großer Mengen kalter Getränke vorkommt, deutet das auf Hitze/Feuer hin.

Ist der Durst geringer und der Patient trinkt nur kleine Schlucke oder befeuchtet sich nur den Mund kann Leere Hitze oder Feuchte Hitze vorliegen.

 

Wenn kein Durstgefühl vorhanden ist, liegt gewöhnlich Kälte oder Yang Mangel vor.

7. Appetit, Verdauung und Nahrungsgewohnheiten

Ein gesunder Appetit zeigt in der chinesischen Medizin ein gut funktionierendes Verdauungssytem an. Wenn der Appetit nur gering oder gar nicht vorhanden ist, deutet das auf eine Störung wie Qi Mangel oder Nässe hin. Bei einem übersteigertem Appetit ist oft Hitze im Magen vorhanden.

 

Bei Verdauungsbeschwerden wie Aufstoßen, Übelkeit, Erbrechen können äußere krankmachende Faktoren, innere Hitze/Feuer oder rebellierendes Qi die Ursache sein. Blähungen werden oft durch Qi Mangel, Qi Stagnation oder Feuchte Hitze verursacht.

 

Es ist aufschlußreich, die Nahrungsgewohnheiten zu erforschen, da bestimmte Nahrungsgewohnheiten Ungleichgewichte begünstigen. Zuviel süße Nahrung kann Nässe und Schleim verursachen. Zu scharfe Nahrung kann Hitze erzeugen, zu salzige Nahrung schwächt die Nieren und zu bittere Nahrung kann Trockenheit hervorrufen.

8. Ausscheidung, Stuhlgang und Wasserlassen

Auch durch die Ausscheidungsfunktion des Körpers gewinnt man in der Traditionellen Chinesischen Medizin viele wertvolle Informationen.

 

Der Stuhlgang wird in Bezug auf Form, Konsistenz, Feuchtigkeit, Farbe und Beschwerden beim Stuhlgang erfragt. So zeigt eine köttelige oder bleistiftdünne Form zum Beispiel Qi Stagnation an. Ein sehr trockener Stuhl deutet auf Schädigung der Körperflüssigkeiten mit innerer Trockenheit, ein ungeformter Stuhl auf Qi Mangel oder Feuchte Hitze; ein heller Stuhl deutet auf Kälte oder Yang Mangel hin und dunkler Stuhl auf Hitze.

 

Beim Wasserlassen fragt man nach Häufigkeit, Menge, Aussehen und Beschwerden. Häufiges Wasserlassen mit kleinen Portionen kann auf Hitze im Herzen hindeuten, schwieriges Wasserlassen deutet auf Nässe hin, wasserklarer Urin in großen Mengen zeigt Kälte oder Yang Mangel an, konzentrierter, bei spärlichem, konzentriertem Urin kann man Hitze oder Trockenheit in Betracht ziehen.

9. Schwitzen

Schwitzen ist in der TCM eine Funktion der Körperoberfläche und damit vor allem bei äußeren Erkrankungen ein wichtiges Indiz.

 

Schwitzen mit Frösteln im Anfangsstadium einer Wind Kälte Infektion zeigt eine Leere von Abwehr Qi, kein Schwitzen bei Wind Kälte Infekt zeigt eine Fülle in der Oberfläche. Bei Wind Hitze ist ein leichtes Schwitzen mit Wärmegefühl ein häufiges Zeichen. Starkes Schwitzen in Verbindung mit großem Durst, hohem Fieber und einem schnellen Puls zeigt eine von außen nach innen vorgedrungene Fülle Hitze Situation an.

 

Auch innere TCM Syndrome können mithilfe des Schwitzens identifiziert werden. Spontanes, leichtes Schwitzen mit Schwäche und Erschöpfung zeigt Qi Mangel an. Spontanes Schwitzen mit starkem Wärmegefühl kann auf Hitze hindeuten. Nachtschweiß kann Yin Mangel mit Leerer Hitze oder Feuchte Hitze anzeigen. Plötzlicher kalter Schweiß zeigt eine bedrohliche Situation mit akutem Qi und Yang Mangel.

10. Schlafen

Der Schlaf ist in der Chinesischen Medizin eine Funktion des Shen im Herzen und der Wanderseele Hun, die sich in der Leber befindet. Schlafstörungen können aufgrund von Fülle oder Leere auftreten.


Da der Schlaf wesentlich von den Yin Energien des Körpers abhängig ist, sind Schlafstörungen bei Yin Mangel oder Blut Mangel sehr häufig. Oft kann man in diesen Leere Situationen schlecht einschlafen (Blut Mangel) oder hat einen sehr leichten Schlaf mit häufigem Aufwachen in der Nacht (Yin Mangel).


Fülle Situationen sind meist durch Störungen der Leber bedingt und zeigen sich ebenfalls durch Aufwachen in der Nacht, oft in Verbindung mit vielen Träumen. Hier können TCM Syndrome wie Qi Stagnation, Hitze, Schleim und Nahrungsstagnation die Ursachen sein.