Reizdarmsyndrom

Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist eine häufige Erkrankung des Verdauungssystems, die sich durch chronische Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung sowie Völlegefühl auszeichnet. Es betrifft Menschen jeden Alters und Geschlechts, obwohl es häufiger bei Frauen vorkommt.

Die genauen Ursachen des RDS sind nicht vollständig verstanden, aber es wird angenommen, dass eine Vielzahl von Faktoren wie Stress, Ernährung, Darmflora, Hormone und psychische Gesundheit eine Rolle spielen können.

Die Symptome können durch eine Kombination aus Änderungen der Ernährungs- und Lebensweise sowie therapeutischen Ansätzen wie Arzneimitteltherapie, Verhaltenstherapie und Entspannung gelindert werden.

 

Reizdarmsyndrom in der modernen Medizin

Beim Reizdarmsyndrom handelt es sich um eine funktionelle Darmerkrankung, bei der keine mikro- oder makroskopischen Veränderungen im Darm nachgewiesen werden können. Die Beschwerden sind rein funktioneller Natur, die Struktur der Organe ist unauffällig. In vielen Fällen scheint es sich um eine erhöhte Anspannung der glatten Muskulatur im Darm zu handeln, wodurch der Darm sehr empfindlich wird und oft krampfartige Schmerzen verursacht.

Das Reizdarmsyndrom ein eine häufig vorkommende Erkrankung unter der ein relativ großer Anteil der Bevölkerung zeitweise leidet. Bevor die Diagnose Reizdarmsyndrom gestellt werden kann, sollten durch Magen- und Darmspiegelung, Sonographie und laborchemische Untersuchungen andere Ursachen ausgeschlossen werden.

Therapeutisch ist eine Änderung der Ernährung ein wichtiger Teil des Therapiekonzeptes. Vor allem kurzkettige Kohlenhydrate und bestimmte Formen mehrwertige Alkohole (FODMAPs) sollten vermieden werden. Medikamentös kann eine eventuell vorliegende Verstopfungssymptomatik mit Abführmitteln behandelt werden, bei Fehlbesiedlungen des Darmes werden Probiotika und Antibiotika eingesetzt, um die Darmflora zu verändern. Bei verminderter Sekretion von Verdauungsenzymen durch die Bauchspeicheldrüse können diese substituiert werden. Auch eine Therapie mit Antidepressiva wurde in einigen Fällen erfolgreich eingesetzt, um den Darm zu beruhigen. Eine begleitende Psychotherapie wird empfohlen, wenn psychologische Ursachen und Symptome dominant sind.

 

Reizdarmsyndrom in der Traditionellen Chinesischen Medizin

In der TCM gibt es verschiedene Ursachen, die zu einem Reizdarmsyndrom führen können. Die wichtigste und am häufigsten vorkommende ist die Qi Stagnation, vor allem, wenn gleichzeitig ein Qi Mangel der Milz vorliegt. Eine Situation mit Trockenheit im Darm kann zu Verstopfung und krampfartigen Schmerzen führen, weil der zu harte Stuhlgang nicht gut weitertransportiert werden kann. Bei Vorliegen von Feuchter Hitze im Darm sind oft bakterielle Fehlbesiedlungen auf dem Boden von Verdauungsrückständen die Ursache. Bei Nässe – Kälte kommt dazu noch eine verminderte Stoffwechselsituation, die eine andersartige Fehlbesiedlung begünstigt. Schließlich kann ein Qi Mangel im Darm zu einer sehr empfindlichen Verdauung führen, die sich durch viele Nahrungsmittelunverträglichkeiten, häufige Blähungen und weichen Stuhlgang zeigt. Wenn Yang Mangel eine Rolle spielt, kommen Erschöpfung und Kältegefühle hinzu.

Akupunktur

In der TCM wird die Akupunktur bei Reizdarmsyndrom eingesetzt, um übermäßige Spannungen zu vermindern, den Darm zu mehr Bewegung anzuregen oder die Verdauung zu stärken. Die Behandlung mit Akupunktur erfolgt bei Qi Mangel, Feuchter Hitze und Feuchter Kälte jedoch nur begleitend, hier werden oft Arzneimittelrezepturen eingesetzt, um die Situation zu verbessern. Bei Qi Stagnation hingegen ist die Akupunktur oft ein wesentlicher Bestandteil der Therapie.

Qi Stagnation: Dickdarm 4, Leber 3, Milz 4, Magen 43, Gallenblase 41

Qi Mangel: Magen 36, Milz 3, Dickdarm 4, Leber 3

Feuchte Kälte: Magen 36, Milz 3, Milz 9, eventuell Moxa einsetzen

Feuchte Hitze: San Jiao 4, Milz 5

TCM Arzneimittelrezepturen

Qi Stagnation

Symptome: Bauchschmerzen, Darmkrämpfe, Durchfall, starke Darmgeräusche, die Beschwerden halten auch noch nach dem Stuhlgang an, innere Anspannung, Reizbarkeit, empfindliche Verdauung mit häufigen Blähungen, weichem Stuhlgang

Zunge: oft angespannt, weißer dünner Belag, bei starker Schwäche auch geschwollen

Puls: gespannt bis weich, je nach Situation 

Trockenheit

Symptome: Bauchschmerzen, Darmkrämpfe, oft mit Sodbrennen, häufig abendliche Mund/Halstrockenheit; trockener und oft auch harter Stuhlgang, eventuell trockene Haut, spröde glanzlose Haare, dünne und brüchige Fingernägel

Zunge: blass oder rötlich, wenig bis kein Belag, trocken

Puls: fein, schwach, oft angespannt

Feuchte Hitze

Symptome: vor allem Oberbauchbeschwerden, Druck und Spannungsgefühl in Bauch und Oberbauch, trockenes Würgen/Erbrechen, häufige Darmgeräusche, oft Durchfall

Zunge: Zungenkörper rötlich mit gelbem, schmierigem Belag

Puls: gespannt, meistens mehr als 65 Schläge pro Minute, Pulswelle flutet meist etwas flach an

Nässe - Kälte

Symptome: Spannungsgefühl im Bauch, Bauchschmerzen, wenig Appetit, kein Durst, weicher Stuhlgang, leichtes Frieren, Kältegefühl, Müdigkeit

Zunge: oft blass, manchmal geschwollen, weißer feuchter Belag

Puls: tief, schwer zu tasten, gespannt

Qi Mangel

Symptome: Übelkeit, Durchfall, häufige Blähungen, Völlegefühl, Appetitmangel, empfindliche Verdauung mit weichem Stuhlgang, Schwäche, Blässe

Zunge: blass, oft geschwollen mit Zahneindrücken, feuchter weißer Belag

Puls: schwach, weich

Yang Mangel

Symptome: Bauchschmerzen, morgendlicher Durchfall, Kältegefühl, Frieren, kalte Füße, Rücken- und Knieschmerzen, kein Durst, weicher, oft heller Stuhlgang, Lethargie, Müdigkeit

Zunge: blass, feucht, oft geschwollen

Puls: tief, schwer zu tasten, oft weniger als 65 Schläge pro Minute